Weniger machen, mehr fragen: Die unterschätzte Kunst der Beratung

Manche Anforderungen kommen klar und präzise formuliert bei dir an. Andere wirken… seltsam.

Du liest sie mehrfach. Der Code passt dazu – irgendwie. Aber ein komisches Gefühl bleibt: Da stimmt doch was nicht.

Und wenn du nachfragst, bekommst du Antworten wie: „Das muss so sein." Oder: „Das hat irgendeinen Hintergrund – wir wissen nur nicht mehr welchen."

Wenn keiner mehr fragt, bleibt alles beim Alten

Ich hätte einfach weitermachen können. Code so lassen. Ticket schließen. Fertig. Doch irgendwas ließ mich nicht los: Was, wenn wir alle nur noch reagieren, aber nicht mehr hinterfragen?

In Meetings werden Anforderungen präsentiert, umgesetzt, abgenommen. Aber was fehlt, ist oft das Warum.

Und damit auch die Grundlage für jede sinnvolle Beratung.

Beobachtungen statt Vorwürfe

Als Entwickler ist es nicht deine Aufgabe, alles zu wissen. Aber es ist deine Verantwortung, Dinge zu bemerken – und sichtbar zu machen, wo etwas wackelt.

Nicht mit dem Finger zeigen. Nicht den Prozess „angreifen". Sondern ruhig dokumentieren:

„An dieser Stelle liefert das System X zurück, obwohl Y fachlich plausibler wäre. Gibt es einen bekannten Grund für dieses Verhalten?"

Solche Fragen öffnen Türen. Nicht sofort. Aber irgendwann.

Beratung bedeutet, den Nebel zu zeigen

Manchmal sind wir zu sehr damit beschäftigt, Lösungen zu präsentieren. Dabei wäre der wichtigere Beitrag: Den Nebel zeigen.

Also klar machen, wo Dinge unklar sind. Wo niemand mehr genau weiß, warum es ist, wie es ist. Und wo der Code nur deshalb so aussieht, weil es niemand mehr anfasst.

Gute Beratung beginnt dort, wo wir bereit sind zuzugeben, dass wir etwas nicht verstehen. Und den Mut haben, trotzdem Fragen zu stellen.


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