Softwareentwicklung ist kein McDrive: Warum Anforderungen mehr brauchen als ein ‚Umsetzen bitte!‘
Softwareentwicklung ist kein Fast-Food-Bestellvorgang. Trotzdem erleben viele Entwickler genau das: Eine Liste von Anforderungen wird ihnen auf den Tisch geknallt, und ihre Aufgabe ist es, sie ohne Widerrede umzusetzen. Kein Hinterfragen, kein Mitdenken – einfach nur „liefern".
Doch wer so arbeitet, programmiert nicht nur Code, sondern auch den Misserfolg.
Wenn Softwareentwicklung wie eine McDrive-Bestellung läuft
Wer im McDrive bestellt, erwartet, dass exakt das geliefert wird, was auf der Karte steht – nichts mehr, nichts weniger. Und genau so stellen sich viele Unternehmen Softwareentwicklung vor:
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Anforderung aufsagen.
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Kurz warten.
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Software bekommen, genau so, wie bestellt.
Aber Softwareentwicklung funktioniert nicht wie eine Burger-Bestellung. Wer stumpf Anforderungen entgegennimmt, serviert am Ende ein Menü, das vielleicht den ersten Hunger stillt – aber langfristig nicht gesund ist.
Typisches Fast-Food-Software-Denken: - „Wir brauchen genau das Gleiche wie vorher, nur digital." - „Bitte nichts ändern, sonst müssen wir unsere Prozesse anpassen." - „Die alte Software konnte das, also muss die neue es auch können."
Und das Ergebnis? Eine überteuerte, ineffiziente Lösung, die die Vergangenheit konserviert, anstatt die Zukunft zu gestalten.
Entwickler sind keine Kassierer!
Im McDrive hinterfragt niemand die Bestellung: „Sind Sie sicher, dass Sie Pommes und Cola wirklich brauchen?" In der Softwareentwicklung muss genau das passieren. Ein Entwickler, der jede Anforderung nur entgegennimmt und umsetzt, ist kein Entwickler – sondern ein Kassierer mit Tastatur.
Deshalb muss es eine Pflicht zum Widerspruch geben:
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Wenn eine Anforderung ineffizient oder unsinnig ist.
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Wenn sie den bestehenden Prozess unnötig verkompliziert.
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Wenn sie nur den Ist-Zustand digitalisiert, ohne an die Zukunft zu denken.
Hier ist Mut zum „Nein" gefragt – nicht als Blockade, sondern als Chance, Fehler zu verhindern, bevor sie entstehen.
Warum ist das so schwer?
Viele Entwickler haben gelernt, dass Widerspruch nicht erwünscht ist. Typische Killerphrasen:
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„Der Kunde will es aber so."
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„Das steht doch in den Anforderungen."
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„Wir haben keine Zeit für Diskussionen."
Solche Sätze zementieren schlechte Software und verhindern echte Verbesserungen. Sie führen dazu, dass niemand Fehler anspricht – bis es zu spät ist.
Die Pflicht zum Hinterfragen
Wenn jemand im McDrive ein rohes Steak bestellt, wird er es nicht bekommen – weil es nicht auf der Karte steht. In der Softwareentwicklung ist es oft umgekehrt: Alles, was bestellt wird, wird serviert – egal, wie schlecht es ist.
Ein einfaches „Okay, mache ich" reicht nicht. Entwickler müssen aktiv hinterfragen:
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Welches Problem soll damit wirklich gelöst werden?
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Gibt es eine bessere Lösung?
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Wie würde das in einem Jahr funktionieren, wenn sich etwas ändert?
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Brechen wir uns hier gerade selbst das Genick für zukünftige Weiterentwicklungen?
Wer diese Fragen nicht stellt, programmiert nicht nur Software – sondern auch den nächsten IT-Flop.
Softwareentwicklung ist Beratung, nicht Bedienung
Ein guter Entwickler nimmt nicht einfach Anforderungen entgegen, sondern arbeitet am besten Ergebnis mit. Das bedeutet:
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Hinterfragen, bis die eigentliche Anforderung klar ist.
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Mut haben, „Nein" zu sagen, wenn es nötig ist.
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Verantwortung übernehmen für die langfristige Qualität der Software.
Softwareentwicklung ist keine McDrive-Bestellung, bei der einfach das geliefert wird, was auf der Karte steht. Es geht nicht darum, zu servieren – sondern darum, eine Lösung zu gestalten.
Deshalb: Hört auf, einfach nur umzusetzen. Denkt mit. Fragt nach. Sagt „Nein", wenn es nötig ist. Entwickelt nicht nur Software – sondern auch die Zukunft der Prozesse.