Die trügerische Sicherheit von Queues – Warum Banken aufpassen müssen

Moderne Banken setzen auf Queues wie Apache Kafka, um Skalierbarkeit, Fehlertoleranz und Entkopplung ihrer Systeme zu gewährleisten. Ohne Queues wäre es nahezu unmöglich, die hohen Anforderungen an Stabilität und Verfügbarkeit im Zahlungsverkehr zu erfüllen. Sie ermöglichen es Banken, Transaktionen unabhängig von der Verfügbarkeit einzelner Systeme zu verarbeiten und stellen sicher, dass Zahlungen nicht verloren gehen, selbst wenn Systeme temporär ausfallen.

Ein zentraler Vorteil von Queues ist die Lastverteilung. Im Zahlungsverkehr gibt es Stoßzeiten, etwa am Monatsende, wenn viele Gehälter überwiesen werden. Eine synchrone Verarbeitung würde Systeme in solchen Momenten überlasten. Mit Queues können Zahlungen zwischengespeichert und nach und nach abgearbeitet werden, sodass die Last gleichmäßiger verteilt wird. Außerdem bieten sie eine zuverlässige Fehlerbehandlung: Sollte eine Transaktion fehlschlagen, bleibt sie in der Queue und kann später erneut verarbeitet werden.

Doch genau diese Sicherheit ist trügerisch. Queues verhindern zwar den Verlust von Nachrichten, aber sie lösen nicht das Problem der verzögerten Verarbeitung. Eine Zahlung in einer Queue mag sicher gespeichert sein, aber solange sie nicht verarbeitet wurde, existiert sie nur als offene Anweisung. In einem Echtzeit-Zahlungssystem ist das ein Problem: Kunden erwarten, dass Überweisungen sofort beim Empfänger ankommen. Wenn eine Bank eine Zahlung in eine Queue stellt, bedeutet das nicht, dass sie auch sofort verarbeitet wird – je nach Systemlast kann das länger dauern, ohne dass der Kunde davon etwas merkt.

Ein weiteres Problem ist die fehlende direkte Rückmeldung. Eine Bank, die eine Zahlung abschickt, erhält in einem Queue-basierten System keine sofortige Bestätigung, dass das Geld wirklich angekommen ist. Die Transaktion wird zwar sicher übermittelt, aber der endgültige Status bleibt ungewiss, bis die Empfängerbank die Nachricht verarbeitet hat. Das führt zu Unsicherheiten und kann in bestimmten Szenarien zu Problemen führen, insbesondere wenn Zahlungen schnell weiterverarbeitet oder abgesichert werden müssen.

Besonders kritisch ist die Rolle von Queues in Echtzeit-Zahlungssystemen. Echtzeit bedeutet, dass alle beteiligten Systeme zum Zeitpunkt der Transaktion verfügbar sein müssen. Liegen Transaktionen in einer Queue, können sie nicht sofort verarbeitet werden – und schlimmer noch: Sie können andere Zahlungen blockieren. Da viele Queues eine strikte Reihenfolge der Abarbeitung einhalten, müssen ältere Transaktionen zuerst bearbeitet werden, bevor neuere Zahlungen durchkommen. In einem System, das auf Echtzeit ausgelegt ist, kann dies fatale Folgen haben, weil eine fehlerhafte oder blockierte Transaktion die gesamte Verarbeitung ins Stocken bringt.

Trotz dieser Herausforderungen bieten Queues weitere Vorteile. Sie ermöglichen eine hohe Systementkopplung, da Sender- und Empfängersysteme nicht gleichzeitig verfügbar sein müssen. Dies verbessert die Wartbarkeit und erleichtert Updates, da einzelne Komponenten unabhängig voneinander ausgetauscht oder skaliert werden können. Zudem unterstützen Queues eine garantierte Reihenfolge der Verarbeitung, was in Szenarien wie Massenzahlungen oder Abrechnungsprozessen essenziell sein kann. Auch die Möglichkeit, Transaktionen in mehreren Schritten zu verarbeiten, ist ein Vorteil: So können beispielsweise Vorprüfungen durchgeführt werden, bevor eine endgültige Buchung erfolgt.

Queues sind essenziell für den stabilen Betrieb von Bankensystemen und lösen viele technische Herausforderungen. Doch sie sind nicht für jeden Anwendungsfall ideal. Die vermeintliche Sicherheit, die sie bieten, kann zu einer falschen Annahme von Kontrolle und Echtzeitfähigkeit führen. Banken müssen sorgfältig abwägen, wann und wo sie Queues einsetzen, um ihre Vorteile zu nutzen, ohne sich unnötige Verzögerungen einzuhandeln.


Kommentare oder Kontakt gern über LinkedIn.