Mit MVP zu flexiblen Meilensteinen: Effiziente Ablösung von IT-Systemen durch agile Prozesse
Die Ablösung von IT-Systemen, sei es ein altes Mainframe-System oder eine erst vor wenigen Jahren implementierte Anwendung, stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Systeme, die einst als modern galten, können innerhalb kurzer Zeit veralten oder nicht mehr optimal zu neuen Technologien und Prozessen passen. Im Zuge der Modernisierung und der Migration auf neue Plattformen zeigt sich häufig, dass die bestehende Fachlichkeit und die zugrunde liegenden Prozesse kritisch hinterfragt werden müssen. Hier kann das Konzept des Minimum Viable Product (MVP) eine entscheidende Rolle spielen.
Herausforderungen bei der Ablösung von IT-Systemen
IT-Systeme, unabhängig davon, ob sie vor Jahrzehnten oder erst vor wenigen Jahren entwickelt wurden, entstanden unter Bedingungen, in denen die Gestaltung von Prozessen durch die technologischen Einschränkungen stark begrenzt war. Viele Prozesse und Geschäftslogiken sind daher stark durch die zu der Zeit verfügbaren Technologien geprägt. Oft wurden spezifische Lösungen implementiert, um die Anforderungen innerhalb dieser Einschränkungen zu erfüllen.
Mit der schnellen Entwicklung neuer Technologien und sich verändernden Geschäftsanforderungen können diese einstigen Lösungen jedoch schnell veralten. Selbst moderne Anwendungen, die vor wenigen Jahren als technologisch führend galten, passen möglicherweise nicht mehr optimal zu den heutigen Anforderungen. Bei der Migration auf moderne Systeme eröffnen sich daher oft neue Möglichkeiten, Prozesse effizienter und flexibler zu gestalten. Dies führt zu einer genauen Analyse der bestehenden Fachlichkeit und zu der Frage, wie diese in der neuen technologischen Umgebung umgesetzt werden kann – und ob sie in ihrer bisherigen Form überhaupt noch sinnvoll ist.
Der Irrglaube: Schnelleres Vorankommen durch 1:1-Migration
In vielen Migrationsprojekten herrscht ein hoher Zeitdruck. Straffe Zeitvorgaben führen oft dazu, dass eine detaillierte Analyse der bestehenden Prozesse und Fachlichkeit vernachlässigt wird. Es entsteht der Irrglaube, dass man schneller vorankommt, wenn man das Altsystem 1:1 auf die neue Technologie überträgt. Diese Herangehensweise mag auf den ersten Blick Zeit sparen, birgt jedoch das Risiko, dass man die Gelegenheit verpasst, bestehende Prozesse zu vereinfachen und an die neuen technischen Möglichkeiten anzupassen.
Durch die Übernahme von veralteten Prozessen in die neue Umgebung kann es passieren, dass ineffiziente oder unnötig komplizierte Abläufe unkritisch übernommen werden. Dadurch wird nicht nur Potenzial für Prozessoptimierungen verschenkt, sondern auch die langfristige Wartbarkeit und Effizienz des neuen Systems beeinträchtigt.
Das MVP als Werkzeug zur Neuinterpretation der Fachlichkeit
Ein Minimum Viable Product (MVP)-Ansatz kann in diesem Kontext äußerst wertvoll sein. Anstatt zu versuchen, alle bestehenden Prozesse eins zu eins in das neue System zu übertragen, ermöglicht ein MVP, die wesentlichen Funktionen und Prozesse zu identifizieren, die den Kern des Geschäfts ausmachen. Diese können dann als erstes migriert und in der neuen Umgebung getestet werden.
Während dieser ersten Migrationsphase kommen oft Fragen auf, die im ursprünglichen System – ob alt oder neu – aufgrund technischer Beschränkungen oder damaliger Entscheidungen gar nicht gestellt wurden. Plötzlich wird es möglich, Prozesse einfacher, effizienter oder sogar ganz anders zu gestalten, was neue Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich bringt.
Beispiel: Prozessvereinfachung durch neue Technologien
Ein typisches Szenario könnte wie folgt aussehen: Eine Anwendung, die vor fünf Jahren entwickelt wurde, nutzt eine spezifische Technologie zur Datenverarbeitung, die damals als optimal galt. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch eine neue Technologie etabliert, die dieselben Prozesse in Echtzeit und mit weniger Ressourcenaufwand durchführen kann.
In einem modernen technologischen Umfeld könnte dieser Prozess nun wesentlich effizienter gestaltet werden. Anstatt den alten Prozess zu migrieren, könnte ein MVP-Ansatz verwendet werden, um eine neue, effizientere Lösung zu entwickeln und zu testen, bevor weitere Schritte unternommen werden.
Fachlichkeit im Fokus: Die Chance zur Optimierung
Die Auseinandersetzung mit der bestehenden Fachlichkeit bietet eine einzigartige Gelegenheit, Prozesse zu optimieren und Geschäftslogiken zu modernisieren. Durch die Verwendung eines MVP-Ansatzes können Unternehmen schrittweise vorgehen, indem sie die kritischsten Funktionen zuerst migrieren und testen. Dies gibt den Teams die Flexibilität, auf neue Erkenntnisse zu reagieren und die Fachlichkeit an die neuen technologischen Möglichkeiten anzupassen.
Während dieses Prozesses kann es notwendig sein, bisherige Annahmen über Bord zu werfen und Prozesse komplett neu zu denken. Das MVP erlaubt es, diese neuen Ansätze schnell zu validieren, bevor umfassende Ressourcen in die vollständige Umsetzung investiert werden.
Fazit: MVP als strategisches Werkzeug bei der Ablösung von IT-Systemen
Die Ablösung von IT-Systemen, egal ob alt oder relativ neu, ist mehr als nur eine technische Herausforderung. Es erfordert ein tiefes Verständnis der bestehenden Fachlichkeit und die Bereitschaft, diese in Frage zu stellen. Ein MVP-Ansatz bietet hier die nötige Flexibilität und Sicherheit, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten.
Durch die gezielte Fokussierung auf die essenziellen Funktionen und die schrittweise Migration können Unternehmen nicht nur Risiken minimieren, sondern auch ihre Prozesse modernisieren und an die Möglichkeiten neuer Technologien anpassen. Indem sie sich gegen eine 1:1-Migration und für eine bewusste Neuinterpretation der Fachlichkeit entscheiden, können sie nicht nur kurzfristig Zeit sparen, sondern auch die langfristige Effizienz und Flexibilität ihrer Systeme sichern.
So wird das MVP zu einem wertvollen strategischen Werkzeug, das die erfolgreiche Ablösung von IT-Systemen unterstützt und gleichzeitig die Grundlage für eine zukunftssichere IT-Landschaft legt.