Die Illusion der Kosteneffizienz: Warum Inlandsvergabe für Banken die intelligentere Wahl sein kann

Wirtschaftlichkeit und Risikomanagement im Bankensektor

In der modernen Welt der Banken und Finanzinstitute ist die Wahl der richtigen Outsourcing-Strategie für Softwareentwicklung mehr als nur eine Frage der Kosten. Es ist eine Entscheidung, die sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch das Risikomanagement betrifft. Nearshoring, die Auslagerung von Dienstleistungen an nahegelegene Länder, wird oft als kostengünstige Option präsentiert. Die nackten Zahlen scheinen diese Ansicht zu bestätigen: Ein Beispiel zeigt einen Tagessatz von 440€ für Nearshoring gegenüber 750€ für die Inlandsvergabe.

Aber ist das wirklich die ganze Geschichte? Lassen sich Qualität, Fachkompetenz und Risikomanagement in Euro und Cent messen? Der bloße Vergleich von Tagessätzen blendet wichtige Aspekte aus, die für Banken von zentraler Bedeutung sind.

Versteckte Kosten und die Bedeutung der Fachkompetenz

Beispielsweise kann ein Projektumfang von 440 Personentagen (PT) bei einer ersten Betrachtung für Nearshoring sprechen. Jedoch muss man zusätzliche Faktoren berücksichtigen, die die Wirtschaftlichkeitsberechnung verändern. Für Nearshoring fallen in unserem Beispiel zusätzlich 100 PT für die Einarbeitung an, während diese bei der Inlandsvergabe entfallen. Darüber hinaus gibt es bei der Inlandsvergabe einen Fachkompetenz-Vorsprung, der mit etwa 80 PT beziffert werden kann.

Auch die Schnelligkeit der Kommunikation spielt eine Rolle. Das Kommunikationstempo muss beim Nearshoring oft erhöht werden, was in unserem Beispiel weitere 50 PT kostet. Bei der Inlandsvergabe ist dieses Problem durch die räumliche und kulturelle Nähe geringer, was die Kommunikation effizienter macht.

Ein Faktor, der oft übersehen wird: Langfristige Partnerschaften

Im Rahmen einer langjährigen Partnerschaft kann das Inland-Dienstleistungsunternehmen die Infrastruktur und die fachlichen Zusammenhänge besser verstehen. Dies führt zu einer Einsparung von etwa 20 PT im Vergleich zum Nearshoring. Auch das bessere Verständnis der fachlichen Zusammenhänge kann zusätzlich 30 PT einsparen. Zwar wird das Know-how auch bei einer längeren Partnerschaft mit einem Nearshore-Center aufgebaut, jedoch kann hier die Fluktuation höher sein, was die Kontinuität und somit die Qualität der Arbeit beeinträchtigen kann.

Risikomanagement und regulatorische Anforderungen

Für Banken ist es aufgrund der regulatorischen Anforderungen wie der Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT) unerlässlich, sich Gedanken über eine mögliche Trennung vom Dienstleister zu machen. Auch das sogenannte Provider-Management spielt hier eine Rolle. Beide Aspekte stellen Risiken dar, die bei der Wahl der Outsourcing-Strategie berücksichtigt werden sollten. Sie lassen sich zwar nicht exakt quantifizieren, jedoch gibt es vermutlich Unterschiede bei den Wahrscheinlichkeiten für diese Risiken, je nachdem, ob man sich für Nearshoring oder Inlandsvergabe entscheidet.

Die Verschmelzung beider "Welten"

Interessanterweise kann Nearshoring auch durch Inlands-Dienstleister verwendet werden. Durch die Kombination der beiden Modelle könnten Risiken wie die Fluktuation reduziert werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für eine optimale Strategie, die die Vorteile beider Modelle kombiniert.


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